2024 jährt sich der 400. Todestag von Jacob Böhme, 2025 dessen 450. Geburtstag. Die Stadt Görlitz feiert die beiden Jubiläen mit mehreren Ausstellungen und vielfältigen Veranstaltungen.
Der bedeutende Theosoph und Mystiker, dessen Schriften auf Philosophen, Dichter und Psychoanalytiker Einfluss nahmen, kam 1599 als Schuhmachermeister nach Görlitz. Hier wurde er von einem Funken der Ewigkeit erleuchtet, hier offenbarte sich ihm die Wahrheit, dass Gut und Böse untrennbar seien, hier schrieb er seine „Aurora". Als Ketzer wurde er einst von Kirchenmännern verdammt und verjagt, doch heute ziehen sein Wohnhaus an der Neiße und sein Grab auf dem Nikolaifriedhof Verehrer aus der ganzen Welt an.
Für alle, die Böhmes Werk schätzen, bietet die beiden Jubiläumsjahre 2024/2025 eine einzigartige Gelegenheit, die Geschichte und Seele dieses großartigen Mystikers hautnah an vielen Orten der Neißestadt zu spüren.
„LILIENZEIT. Der mystische Philosoph Jacob Böhme und die Erneuerung der Welt“, Sonderausstellung im Schlesischen Museum zu Görlitz in Kooperation mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, 30. August 2024 bis 2. Februar 2025
„BöhmesBottenBaum“, temporäre Kunstinstallation des ideenfluß e.V. in Kooperation mit dem STRE!FEN e.V. auf dem Görlitzer Untermarkt, seit 17. April 2024
„Die Gesichter Jacob Böhmes. Druckgrafiken des 17. bis 19. Jahrhunderts“, Sonderausstellung der Görlitzer Sammlungen im Kaisertrutz, 24. April bis 5. Oktober 2025
„Durch Jacob Böhme zum Seelenheil. Die Sammlung der Engelsbrüder und ihr Weg nach Görlitz“, Sonderausstellung der Görlitzer Sammlungen im Kaisertrutz, 24. April bis 5. Oktober 2025
Jacob BÖHME für ALLE, öffentliche Vortragsreihe der Görlitzer Sammlungen und der Internationalen Jacob Böhme Gesellschaft, verschiedene Termine
Weitere Veranstaltungen finden Sie unter KulturErbeForum
Kostümierte Stadtführung zum 400. Todestag
Auf den Spuren von Jacob Böhme in Görlitz: Wer war dieser Mann und wie ist er zum Philosophen und auch Mystiker geworden? Gehen Sie mit Jacob Böhme auf einen Rundgang durch Görlitz und erfahren Sie, wie es so weit kam.
Erleuchtung für Zuhause
Anlässlich der Jubiläumsjahre bieten wir in der Görlitz-Information unsere limitierte 3D-Schuster-Lampe mit der bekannten philosophischen Kugel von Jacob Böhme an.
„Im 25. Jahr seines Alters, zum andern Mal vom göttlichen Lichte ergriffen“, so Abraham von Franckenberg, Poet, Freund und erster Biograph von Jacob Böhme über die große Vision, die der Mystiker in Görlitz empfing, und sein ganzes Leben bestimmen sollte.
Mit der Stadt Görlitz verbinden Jacob Böhme dreißig Jahre seines Lebens, die seine beruflichen Anfänge als Schuhmacher sowie die langjährige Phase seines schöpferischen Tuns bis hin zu seinem Begräbnis umfassen. Wer Görlitz besichtigt, gönnt sich eine spannende Reise durch die Geschichte und wird dabei zahlreiche Lebensspuren von Jacob Böhme entdecken können: Orte seines Lebens, seiner Inspiration und auch des Streits mit der kirchlichen Ordnung, die seinen enthusiastischen Glauben als Provokation betrachtete. Wer das Werk Böhmes schätzt, wird es lieben, an vielen Plätzen der Neißestadt die Geschichte und Seele des großartigen Mystikers hautnah zu spüren.
Drei Orte der handwerklichen und geistigen Schöpfung.
Wohnhaus Neißevorstadt: Am 24. April 1599 hatte sich der Meister als Bürger von Görlitz eintragen lassen und war damit die Verpflichtung eingegangen, binnen eines Halbjahres zu heiraten und ein Haus zu erwerben. Nach der Hochzeit am 10. Mai folgte am 21. August der Erwerb des Hauses auf der damaligen Rabengasse, heute auf der Zgorzelecer Uferseite gelegen. Nach erheblichen Beschädigungen wurde das Haus 1870-1871 umgebaut und beherbergt heute eine Ausstellung über Jacob Böhme.
Zweites Wohnhaus: Am 22. Juni 1610 durch Jacob Böhme erworben, fiel das Haus dem Bau der Altstadtbrücke im Jahr 1905 zum Opfer. Eine Gedenktafel erinnert daran, dass Jacob Böhme hier lebte und u.a. sein erstes Werk „Aurora - Morgenröte im Aufgang“ schrieb. Von dort aus ging er am 17. November 1624 nach seinen letzten Worten „ins Paradies“.
Untermarkt Schusterbank: Am 24. April 1599 erwarb Jacob Böhme die Bürgerrechte von Görlitz und kaufte für die stolze Summe von 600 Görlitzer Mark Bürgerrecht, Schuhbank, Wohnhaus und Einrichtung. Dreizehn Jahre lang verkaufte er hier seine eigenhändig produzierten Schuhe.
Wettbewerbsrecht und der Kampf um die Meinungsfreiheit.
Historische Rathaustreppe: Über die berühmte Renaissance-Treppe, vorbei an der Justitiasäule, lief Jacob Böhme mehrmals ins Rathaus zur Anhörung. Bis 1613 betrafen die Vorladungen seine handwerkliche Tätigkeit und den häufigen Streit mit den Gerbern. Später gerieten seine Manuskripte ins Visier der Justiz und der Kirche.
Rathaushof/Gerichtserker: Am 26. Juli 1613 trat Jacob Böhme vor den amtierenden Bürgermeister Scultetus, nachdem ihn der Oberpfarrer Gregor Richter wegen seiner Manuskripte „Aurora - Morgenröte im Aufgang“ angezeigt hatte. Am 26. März 1624 musste sich Böhme nach mehreren Veröffentlichungen gegen den Vorwurf wehren, er hätte gegen ein früher auferlegtes Schreibverbot verstoßen. In beiden Fällen profitierte Jacob Böhme von einer gewissen Milde des Görlitzer Magistrats und des Ratsherren Scultetus, der als Humanist und Paracelsus-Anhänger der strengen Linie des Klerus nicht folgen wollte.
Zwischen Himmel und Erde, Glaube und Wissenschaft.
Hauptpfarrkirche St. Peter und Paul: Die gotische Peterskirche, wie sie in Görlitz umgangssprachlich genannt wird, war sowohl der Ort wichtiger Ereignisse aus dem Leben von Jacob Böhme als auch sein lebenslanges geistlich-religiöses Zentrum. Dort heiratete er am 10. Mai 1599 Katharina Kuntzschmann, die Tochter eines Fleischermeisters. Dort wurden seine vier Söhne getauft. In der Peterskirche kam aber auch der Konflikt mit dem Klerus zum Ausdruck. Auslöser war die Predigt des lutheranischen Pfarrers Gregor Richter, der die Manuskripte des Theosophen scharf kritisierte und den vieljährigen Konflikt zwischen Böhme und der Kirche als Institution einleitete. Zwar stammt aus der Zeit nur noch das 1617 geschmiedete und 1696 erneuerte Taufgitter in der Nordwestecke, dennoch lohnt sich ein Besuch des Gotteshauses als der größten und ältesten Kirche dieses Typs in Sachsen allemal.
Peterstraße 4: Bartholomäus Scultetus, wohnhaft in der Peterstr. 4, spielte eine wichtige Rolle im Leben von Jacob Böhme. Als Bürgermeister ließ er beim Konflikt mit der Kirche mehrmals Milde walten. Als bahnbrechender Astronom beeinflusste er den geistig-schöpferischen Prozess von Jacob Böhme und dürfte zum Kreis seiner Unterstützer gehört haben. Heute bietet das Haus einen der schönsten frei zugänglichen Innenhöfe der Stadt.
Zu Fuss oder am Schreibtisch, Görlitz entführt Sie in die Zeit Böhmes.
Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften: Zusammen mit der dort ansässigen Internationalen Jacob-Böhme-Gesellschaft gilt die Bibliothek als ein einzigartiges Forschungszentrum. Den Forschern steht eine umfangreiche Sammlung an Böhme-Literatur, darunter zahlreiche handschriftliche Dokumente und frühere Drucke, zur Verfügung. Für den Besucher gilt allein der Blick in den Lesesaal als Höhepunkt!
// Jacob Böhme in der OLB
Grabstelle Nikolaifriedhof: Der Konflikt zwischen Böhme und Kirche ging über seinen Tod hinaus. Zuerst wurde das Begräbnis abgelehnt, dann folgte die Zerstörung des von Freunden Böhmes gestifteten Grabkreuzes. Ein würdiges Gedenken kam erst ab Beginn des 19. Jahrhunderts mit der Stiftung von drei Steinplatten durch die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften und später amerikanischer Böhme-Anhänger zustande.
// Nikolaifriedhof
Denkmal Jacob Böhme: Wie sah er wirklich aus? „Seine äusserliche Gestalt war verfallen und von schlechtem Ansehen, kleiner Statur, niedriger Stirne, erhobener Schläffe, etwas gekrümmter Nasen, grau und fast Himmel glintzender Augen, kurtz Bartes...“, so die einzige verfügbare Beschreibung des frühen Biographen Böhmes Abraham von Franckenberg. Das Denkmal im Park des Friedens ist eine der zahlreichen Interpretationen!
// Böhme-Denkmal
Der Film "Morgenröte im Aufgang"
Der Film "Morgenröte im Aufgang" bringt die Ideen und Gedanken von Jacob Böhme in bildgewaltiger Sprache näher.